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NEWS #6

Im Gespräch: Auf einen Talk mit Aljoscha Föll

„Im Großen und Ganzen geht es darum, sich nicht nur neue Ziele zu stecken und zu erreichen, sondern auch darum, neue Wege zu gehen.“

Name: Aljoscha Föll
Titel: Leiter Innovationsmanagement
Leidenschaft: Fußball
Alter: 39
Bei Koehler: seit 2012
Aljoscha Föll

Aljoscha Föll kommt aus der Region. Der Wunsch und das Interesse an einem dualen Studium mit technischem Fokus waren in jungen Jahren schon da. Und was liegt da näher, als eins „beim Koehler“ zu machen. Als einer der ersten begann er im Jahr 2004 sein duales Studium als Papieringenieur im Unternehmen. Nach erfolgreichem Abschluss seines Studiums arbeitete er am Koehler Paper Standort Greiz als Prozessingenieur. Zwei gute Gründe zogen ihn wieder zurück nach Baden-Württemberg: die Verbundenheit mit der Heimat und das BWL-Studium an der Hochschule Offenburg. Nach drei Jahren Studium bewarb er sich wieder bei Koehler und landete, im Innovationsmanagement des Unternehmens. Aus dem damals noch kleinen sogenannten „Gate-Team“ mit Kolleginnen und Kollegen aus unterschiedlichen Bereichen, das sich mit Ideen in Bezug auf das gesamte Unternehmen beschäftigte, wurde ein eigenständiges Team, das heute stark in die Planungsprozesse eingebunden ist und mit Hilfe hybrider Projektmanagementansätze die Produktentwicklung unterstützt. Im Interview spricht er über seine Aufgaben, die Herausforderungen im Innovationsprozess und wie Koehler es schafft, innovative flexible Verpackungspapiere zu entwickeln.

Wie kamen Sie zu Koehler?

Mein Fokus lag damals auf einem dualen Studium mit technischem Hintergrund und eher weniger auf dem Thema Papier. Dennoch war Koehler als großer Arbeitgeber in der Region auch mit in der engeren Auswahl. Das Unternehmen konnte schon damals die Perspektiven bieten, die ich gesucht habe. Und so war ich Teil des erst dritten Jahrgangs, der ein duales Studium zum Papieringenieur absolvierte. Auch ein paar Jahre später, als ich nach meinem zweiten Studium wieder den Einstieg ins Berufsleben suchte, bot mir Koehler eine Möglichkeit, mich einzubringen und das Innovationsmanagement mitzugestalten. Anfänglich ging es darum, die richtigen Strukturen für das Innovationsmanagement aufzubauen. Im Laufe der Jahre wandelte sich die Stabsstelle Innovationsmanagement zu einem eigenen Team, das immer stärker in die Planungsprozesse eingebunden und mit Hilfe hybrider Projektmanagementansätze die Produktentwicklung unterstützt. Ausschlaggebend für eine Neustrukturierung und die intensive Arbeit im Bereich der Produktinnovation war damals die unternehmerische Entscheidung, flexible Verpackungspapiere zu produzieren.

Wie sieht die Aufgabe als Leiter Innovationsmanagement konkret aus?

Unsere Aufgabe im Innovationsmanagement ist die Prozesssteuerung und Projektkoordination von neuen Ideen sowie über den Tellerrand hinaus zu blicken und neue Möglichkeiten zu erkennen. Darüber hinaus bin ich bei dem ein oder anderen Projekt auch Projektleiter, im Wesentlichen bei denen, die nicht nur die Entwicklung betreffen, sondern wenn es ganz neue Themen betrifft. Mein Fokus liegt hier vor allem darauf, die richtigen Informationen und Personen zusammenzuführen. Unser Alltag ist sehr abwechslungsreich und es ist immer etwas Neues. Wir sind stetig damit beschäftigt, uns in neue Themen einzuarbeiten und uns darin zum „Experten“ zu machen. Mal sind es kleinere Themen, mal etwas umfangreichere, bei denen wir uns Expertinnen und Experten aus anderen Unternehmensbereichen oder von Partnern und Lieferanten mit ins Boot holen, um eine Bewertung abgeben zu können. Letztlich muss man das Marktumfeld verstehen, die eigenen Unternehmensziele im Blick haben und dann gehen wir mit konkreten Projektkonzepten auf die Kollegen zu. Wir führen auch eigenständige Innovations-Workshops zu gesonderten Themen durch. Dies hilft Herausforderungen von einem anderen Blickwinkel zu betrachten und zu neuen Lösungen zu kommen oder neues Know-how zu generieren.

Was ist das Besondere der Innovationsstrategie, die bei KIT verfolgt wird?

Innovationen können neue Produkte, Prozesse, Verfahren und Technologien sein. Es hilft, sich dabei auf das Wesentliche zu fokussieren. Es gibt viele interessante Projekte, die aber so weit weg von unseren Kernkompetenzen sind, dass zu viel verändert werden müsste. Wir konzentrieren uns auf das, was wir können und entwickeln hieraus Technologieplattformen für die Zukunft. Zudem verfolgen wir einen ganzheitlichen Ansatz der Systeminnovation, bei dem wir von Beginn an den gesamten Produktlebenszyklus, alle Beteiligten und die Auswirkungen auf die Umwelt berücksichtigen. Zum Beispiel: Für Papier gibt es einen gut funktionierenden Recyclingkreislauf. Wenn wir die flexiblen Verpackungspapiere in den Altpapierkreislauf geben, dann müssen sie dort auch funktionieren. Beginnend mit dem Rohstoff, der Entwicklung der idealen Kombination aus Faserstoffen und Beschichtungsmaterialien, hin zu ersten Tests auf unserer Pilotstreichmaschine, der Produktion und Weiterverarbeitung sowie bis zum Recycling: Dieser Systeminnovationsprozess befähigt uns, Verpackungspapiere von Morgen zu entwickeln. Partner, Lieferanten, Converter, Recyclingunternehmen und viele mehr mit ins Boot zu holen und Vorreiter im Entwicklungsprozess für das ganze System zu sein.

Wie entstehen Innovationen für NexFlex®?

Bei der Entwicklung von innovativen Verpackungspapieren stehen unsere Kolleginnen und Kollegen aus dem Vertrieb mit ihren Kunden, Entwicklungsleiter aus unseren Laboren, die Kollegen aus der Produktion, sowie viele andere unserer Experten im engen Austausch. Wir haben dafür einen Stage-Gate-Prozess, der eine klare Struktur hat. Dies ist notwendig, um Neues zu bewerten. Innerhalb einzelner Stufen ist er jedoch sehr agil ist, weil dies notwendig ist, um Neues zu entwickeln. In der ersten Machbarkeitsphase werden alle wesentlichen Informationen zusammengetragen und analysiert, ob das Projekt machbar bzw. umsetzbar ist und auch einen echten Mehrwert schafft. Immer im Hinblick auf den gesamten Wertschöpfungskreislauf. Anschließend werden in der Projektphase die Anforderungen der Kunden konkretisiert und erste Muster im Labor und später auf unseren Pilotanlagen hergestellt. Bei positivem Feedback beziehen wir unsere Kolleginnen und Kollegen aus der Produktion mit ein, die erste Versuche auf der Papier- und Streichmaschine fahren. Waren die Versuche erfolgreich, entsprechen die Verpackungspapiere allen regulatorischen Anforderungen und sind entsprechend zertifiziert, können wir das Produkt auf den Markt bringen. Wichtig ist dabei immer der Dialog aller Beteiligten als eine Art Entwicklungszusammenarbeit. Da unsere Kolleginnen und Kollegen von NexFlex® den Markt gut kennen, können wir auch gemeinsam die entsprechenden Innovationen auf den Weg bringen. 

Was sind die größten Herausforderungen, um Innovationen umzusetzen?

Die gemeinsame Zielsetzung ist das Wichtigste und Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Eine weitere Herausforderung ist der Wechsel von den Pilotanlagen auf die Produktionsanlagen. Trotz bester Voraussetzungen auf der Pilotanlage, sie ist eine Versuchsanlage. Eine Produktionsanlage ist eine andere Größenordnung. Da gilt es, mit unserer Expertise in den einzelnen Bereichen, den Prozess schnell und erfolgreich umzusetzen. Im Großen und Ganzen geht es darum, sich nicht nur neue Ziele zu stecken und zu erreichen, sondern auch darum, neue Wege zu gehen.

Bei Koehler arbeiten Produktion, Technologie und Vertrieb eng zusammen: Wie sorgen Sie dafür, dass die Kunden qualitativ hochwertige Verpackungspapiere erhalten?

Wir im Innovationsmanagement steuern den Prozess so, dass der intensive Austausch zwischen allen Bereichen stattfinden kann und zielführend ist. In Projekt- und Entwicklungsmeetings besprechen wir die einzelnen operativen Schritte, im Lenkungskreis aus Produktion, Vertrieb und Technologie treffen wir unter anderem Entscheidungen, die den weiteren Prozess betreffen. Anhand eines Projektsteckbriefs schauen wir, ob wir die gemeinsam definierten Meilensteine und Ziele erreicht haben bzw. erreichen können oder ob wir gegebenenfalls andere Wege gehen müssen.

Kann der Mitbewerber überhaupt mithalten?

Das Zusammenspiel von Forschungskooperationen, Zeit, Geld und Ressourcen, die investiert werden, um neue Materialien zu erforschen und neue Produkte zu entwickeln, ist aus meiner Sicht einzigartig. Es gibt uns die Möglichkeit und die Freiheit, uns ganz anders und intensiver mit den Dingen zu beschäftigen. Diese Expertise können wir mit unseren Kunden teilen. Im Innovationsmanagement tragen wir einen wesentlichen Teil dazu bei, indem wir die Projekte und Maßnahmen definieren, die unsere Vorreiterrolle und Expertise am Markt untermauert und echte Systeminnovationen schafft.

Wo geht die Reise hin bzw. was ist noch möglich?

In der jüngsten Vergangenheit haben wir uns auf die Entwicklung von Barrierefunktionen für flexible Verpackungspapiere konzentriert. Künftig geht es bei uns darum, biobasierte Inhaltsstoffe zu erforschen, funktionelle Oberflächen aus nachhaltigen Rohstoffen zu entwickeln und innovative papierbasierte Lösungen für Übermorgen zu schaffen. Hier haben wir seit einigen Jahren mit der TU Darmstadt eine Forschungspartnerschaft: die Green Coating Collaboration.

Darüber hinaus stellen wir uns im Innovationsmanagement ganz konkret die Frage: Was kommt danach? In Sachen Prozesse, Produkte, Verfahren. Was ist für die nächste Generation wichtig? Daran arbeiten wir mit.

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