Alexander Rauer ist 41 Jahre alt und macht in seiner Freizeit am liebsten alles, was draußen stattfinden kann. Die Naturverbundenheit mag vielleicht am schönen Kinzigtal im Schwarzwald liegen, in dem er zu Hause ist. Nach seinem Maschinenbau-Studium landete er direkt in der Verpackungsbranche. Als Entwicklungsingenieur für Komponenten zur Entladung von Verpackungs- und Druckmaschinen sammelte er erste Erfahrung in der Welt der Verpackungen. Mit deren technischer Umsetzung setzte er sich bei seiner zweiten Station in der Branche auseinander: Als Ingenieur für Verpackungsentwicklung war er verantwortlich für die technische Entwicklung von neuen Verpackungen. Bis dato hatte er allerdings immer mit Kunststoff-Verpackungen zu tun. Um sein technisches Know-how durch betriebswirtschaftliche Kenntnisse ideal zu ergänzen, absolvierte er berufsbegleitend das MBA-Studium General Management an der Hochschule in Offenburg. Seit 2018 ist Alexander Rauer als Head of Business Development Functional Barrier Paper bei Koehler Paper tätig. Im Interview spricht er über seine Aufgaben, die Herausforderungen und über den klaren Vorteil von Papier als Verpackungsmaterial.
Wie kamen Sie zu Koehler Paper?
Ich kam Ende 2018 als Produktmanager Flexible Verpackungspapiere zu Koehler Paper. Der Bereich war zu diesem Zeitpunkt noch sehr jung, aber die Strategie und das Ziel waren klar: die Entwicklung von funktionalen Papieren. Dafür hat man jemanden mit einem technischen Hintergrund gesucht, denn zum einen mussten die Marktanforderungen an die Papiere definiert und zum anderen sollte auch Expertise bei der Anwendung, also dem Verpackungsvorgang, zur Verfügung gestellt werden. Denn nur so können wir auch sicherstellen, dass unsere Papiere in den richtigen Anwendungen eingesetzt werden und wir Optimierungswünsche in der Entwicklung berücksichtigen.
An Koehler Paper hat mich persönlich vor allem gereizt, dass ich hier meinen Beitrag dazu leisten kann, einen komplett neuen Geschäftsbereich mit aufzubauen. Aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen war für mich klar, dass das Thema Verpackung mein Steckenpferd ist. Papier als Werkstoff, insbesondere als Verpackungsmaterial, habe ich dann bei Koehler so richtig entdeckt und lieben gelernt. Bei meinem neuen Aufgabengebiet als Produktmanager konnte ich auf ein gutes Wissen und Netzwerk zurückgreifen und war nun in einem Familienunternehmen, das den Mut hat, neue Wege zu gehen. Aktuell bin ich Produktmanager und Head of Business Development bei Koehler Paper in Personalunion.
Wie sieht die Aufgabe als Head of Business Development Functional Barrier Paper konkret aus?
Wir kümmern uns speziell um die Barrierepapiere. Also Produkte, die neu auf dem Markt sind und daher viel Unterstützung bei der Einführung benötigen - sei es aus technischer, regulatorischer, kommunikativer oder aus kaufmännischer Sicht. Zudem sind diese Produkte auch für uns als Hersteller neu. Das bedeutet für uns, dass die Markteinführung begleitet werden muss.
Mit meinem Team aus Business Development Managern und Produktmanagern leisten wir diese Unterstützung direkt beim Markenartikler, Verpackungs- oder Maschinenhersteller, begleiten die Markteinführung und treiben die Entwicklung des Geschäftsfelds der Verpackungspapiere voran.
Ist Papier die bessere Verpackung als Kunststoff?
Es wäre vermessen das so zu behaupten. Es kommt sehr auf die Anwendung an. Auch der Kunststoff hat viele Vorteile. Das kann ich aufgrund meiner Erfahrung in der Verpackungswelt bestätigen. Was das Papier unschlagbar macht, ist die Kreislauffähigkeit und dass es aus erneuerbaren Rohstoffen besteht. Nachhaltige Forstwirtschaft ermöglicht es, unsere natürlichen Ressourcen entsprechend zu nutzen, um auch künftig die ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Funktionen des Waldes zu bewahren. Zudem gibt es für Papier etablierte und gut funktionierende Recycling-Infrastrukturen. Was aber noch viel wichtiger ist, ist dass es auch eine starke Nachfrage nach dem recycelten Material gibt. Man denke nur an all die Kartons, die wir fast täglich mit unseren Online-Bestellungen nach Hause geliefert bekommen.
Mit der hervorragenden Entwicklungsarbeit bei Koehler, die in unsere funktionalen Barrierepapiere eingeflossen ist, sind wir jetzt schon in der Lage, in vielen Bereichen Kunststoffverpackungen durch Papier zu ersetzen. Durch die ständige Weiterentwicklung wird der Anwendungsbereich auch immer größer.
Es wird aber auch Produkte geben, die wir nicht in Papier verpacken können, da Effektivität und Produktsicherheit nicht gegeben sind. Wir bei Koehler Paper versuchen uns sukzessive das zu erarbeiten, was möglich und was sinnvoll ist. Sinnvoll verpacken steht bei uns im Fokus und ist Teil unserer Strategie.
Was sind die größten Herausforderungen?
Zum einen muss der Produktschutz einer Verpackung sichergestellt sein. Das bedeutet, dass die Barrierefunktionen ausreichend sein müssen, um beispielsweise die Haltbarkeit der verpackten Produkte zu gewährleisten. Zum anderen muss das Material auch recyclingfähig sein. Das ist oft eine Gratwanderung. Des Weiteren müssen wir bei der Auswahl der Barrieremedien darauf achten, dass diese Materialien und Inhaltsstoffe enthalten, die unseren und auch den Anforderungen der Markenartikler entsprechen. Wir beobachten die Entwicklungen am Markt sorgfältig und versuchen, gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen aus den Bereichen Technologie oder Regulatorik, mögliche kritische Stoffe schon heute nicht einzusetzen oder Material, das nicht zukunftsfähig ist, wegzulassen.
Zudem ist es unser Anspruch, dass unsere Verpackungspapiere auf herkömmlichen Verpackungsmaschinen funktionieren, um den Investitionsbedarf der Endkunden so gering wie möglich zu halten.
Wie gehen Sie mit unterschiedlichen Anforderungen der Kunden um?
Wir versuchen durch Gespräche mit den Markenartiklern und den Convertern bereits im frühen Entwicklungsstadium die möglichen Herausforderungen zu definieren und diese zu berücksichtigen.
Diese Gespräche sind wichtig für die richtige Produktauswahl. Wir begleiten auch Verpackungstests, um direkt ein Bild von den Herausforderungen zu bekommen und diese dann in die Weiterentwicklung unserer Produkte einfließen zu lassen. Wir haben in der Vergangenheit schon viel Wissen angesammelt und durch unsere Erfahrung können wir schnell beurteilen, wenn etwas angepasst werden muss. Zum Beispiel, ob wir am Produkt noch was ändern sollten oder ob es vielleicht an der Maschine liegt und wir den Maschinenbauer noch mit ins Boot holen können, damit vielleicht ein Bauteil anpasst wird.
Wie entwickeln Sie so schnell ein neues Produkt?
Das geht nur wenn die ganze Organisation voll auf die Entwicklung dieser Produkte fokussiert ist.
Wenn wir uns das heutige Portfolio an Koehler NexFlex® Verpackungspapieren anschauen und die kurze Zeitspanne berücksichtigen, in der es diesen Geschäftsbereich bei Koehler gibt, lässt es keinen Zweifel offen, dass hier der Fokus stimmt. Zudem haben wir den großen Vorteil, dass wir im gesamten Unternehmen auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen können. In der Beschichtung von dünnen Papieren, wie beispielsweise Thermopapiere oder SD-Papiere, ist Koehler Paper schon über Jahrzehnte hinweg Marktführer. Dadurch haben wir einen großen Vorsprung.
Was ist mit dem Blick in die Trickkiste von Koehler Paper noch alles möglich?
Neben der Weiterentwicklung der Barrierefunktionen haben wir viele Kooperationen, um zum Beispiel Barrieremedien der Zukunft zu entwickeln, die noch funktionsfähiger und noch nachhaltiger sind. Mit unserer neuen Produktionsanlage 8 in Kehl haben wir die bestmöglichen Voraussetzungen, um unsere Papiere auch in Hinsicht auf die mechanischen Eigenschaften stetig zu verbessern
Auf der Interpack wurden zahlreiche Produktneuheiten vorgestellt: Wie sehen Sie die aktuellen Entwicklungen?
Die aktuellen Produkte, die auch auf der Interpack vorgestellt wurden, zeigen, dass im Bereich innovative Papierverpackungen kein Weg an Koehler vorbeiführt. Das sehen wir auch an der Innovationskraft und auch am Vertrauen, dass uns unsere Partner in Entwicklungsprojekten entgegenbringen. Wir sind an einem Punkt, an dem wir Produkte bereits etabliert haben. Das zeigt unsere Entwicklungsfähigkeit. Aktuell entwickeln wir gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen aus der Forschung & Entwicklung bei Koehler Innovation & Technology und aus der Produktion neue Produkte. Zudem kommen noch Kooperationen hinzu, wie beispielsweise mit Nissha Metallizing Solutions, die mit uns als kompetentem Partner Produkte gemeinsam entwickeln möchten oder Materialhersteller von Barrierematerialien, weil wir die Kompetenz haben, sie auf Papier aufzubringen. Wir betrachten das als Vertrauensbeweis, weil wir unsere Kompetenz glaubwürdig nach außen transportieren und bereits durch erfolgreiche Anwendungen am Markt bestätigt haben.
Kann der Mitbewerber überhaupt mithalten?
Wettbewerb ist in dieser Phase des Marktes per se nichts Schlechtes. Wir müssen als Branche beweisen, dass Verpackungslösungen aus Papier eine valide Alternative zu Kunststoffen sind. Da reicht ein Player im Markt nicht aus. Wenn man sich aber das Investitionsvolumen anschaut, das wir im Vergleich zu unseren Wettbewerbern getätigt haben, kann man sich vorstellen, dass es schwer wird, in Zukunft an uns vorbeizukommen. Auch was das Know-how und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angeht, sind wir hervorragend aufgestellt. Zudem bündeln wir unsere Kernkompetenzen aus den verschiedenen Geschäftsbereichen alle samt in der Sparte der Flexiblen Verpackungspapiere. Die Power und das Commitment sowie Menschen, die dafür brennen, findet man selten. Wir haben bei Koehler Paper die Freiheit und das Vertrauen, Dinge auszuprobieren, auch Fehler machen zu dürfen, dabei zu lernen und uns stetig weiterzuentwickeln.