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85 Jahre Spielkartenkarton von Koehler

Kein Schmutzkörnchen auf dem Karton

19.02.2019

Dass der beste Spielkartenkarton der Welt aus Oberkirch kommt, weiß inzwischen auch fast jedes Kind. Aber wie wird er hergestellt? Um diese Frage zu beantworten, haben wir uns mit Produktionsleiter Andreas Welle auf einen Rundgang durch die Produktion getroffen.

Kein Schmutzkörnchen auf dem Karton

Andreas Welle prüft die Produktion von Spielkartenkarton.

Frage: Herr Welle, jedes Kind kennt die verschiedenen Kartenspiele. Die wenigsten wissen allerdings, dass das Papier gar nicht als kleine Rechtecke produziert wird, sondern aus der Papiermaschine als tonnenschwere Rolle herauskommt. Aber wie genau wird es zur Rolle?

Andreas Welle: Der erste Schritt findet in der zentralen Stoffaufbereitung statt. Dort wird der Zellstoff aufgelöst und unter Zugabe einiger anderer Materialien zu einer Suspension, einem Stoff-Wasser-Gemisch.

Muss das ein besonderer Zellstoff sein für den Spielkartenkarton?

Wir verwenden für die Produktion von Spielkartenkarton ausschließlich Zellstoff aus Eukalyptus. Es hat sich über die Jahre herausgestellt, dass dieser Zellstoff dem Karton die nötige Steifigkeit gibt, die später sehr wichtig ist.

Liegt das nur am Zellstoff?

Natürlich nicht. Das liegt auch daran, was wir mit dem Zellstoff machen. Das Stoff-Wasser-Gemisch kommt nämlich in die Mahlanlage, wo die Zellstoffmasse im sogenannten Refiner zwischen stehende und sich bewegende Klingen geführt wird. Hier wird die Zellstofffaser gequetscht und gekürzt. Das ist nötig für den Snap.

Das hat vermutlich mit der fertigen Spielkarte zu tun, oder?

Ganz genau. Der Snap oder die Rückstellkraft bezeichnet die Eigenschaft einer Spielkarte, immer wieder in die ursprüngliche Position zurückzukehren. Man unterscheidet zwischen Snap und
Dauersnap. Der Dauersnap meint, wie oft man die Spielkarten verbiegen kann, was beim Mischen passiert, ehe sie nicht mehr in die Ausgangsposition zurückkehren.

Bevor wir zum Mischen kommen, müssen wir aber noch einmal in die Produktion. Was passiert nach der Mahlanlage?

Nach der Mahlanlage geht es zur Papiermaschine, wo die Masse noch einmal verdünnt und gleichmäßig auf dem Sieb verteilt wird. Wichtig ist hier die möglichst gleichmäßige Verteilung. Das muss aussehen wie ein Milchglas, komplett ohne irgendwelche Wölkchen. Im Mahlwerk haben wir an der Flexibilität der Faser gearbeitet. Für die geforderte Steifigkeit und Härte kommt jetzt Stärke dazu, wie wir es früher vom Bügeln kennen. In der Papiermaschine wird der Karton auch zweimal gestrichen.

Von jeder Seite einmal?

Nein, zweimal auf der gleichen Seite. Erst bekommt der Karton einen Vorstrich, danach einen Deckstrich mit einer speziellen Auftragstechnologie. Nach dem Strich wird der Karton geglättet.

Koehler stellt Spielkartenkarton in unterschiedlichen Qualitäten her. Ist die Herstellungsmethode immer die gleiche?

Das stimmt, wir stellen unseren Spielkartenkarton in den Qualitäten Casino Classic, Casino Imperial und anderen her. Außerdem haben wir auch ungestrichenen Karton im Angebot, speziell für bestimmte Märkte, wo dieser nachgefragt wird. Bei den gestrichenen Sorten kann man sagen, dass bei steigender Qualität der Snap und Dauersnap immer besser sind. Das hat auch etwas damit zu tun, dass wir den Karton zusätzlich noch in der Papiermaschine imprägnieren.

Vermutlich ist nach der Papiermaschine der Produktionsprozess noch nicht beendet. Wenn man die Karten aus Koehler-Karton zerreißt, sieht man eine schwarze Zwischenschicht. Wo kommt die her?

Ganz richtig. Wenn der Karton aus der Papiermaschine kommt, haben wir erst einmal eine Rolle, die über acht Tonnen schwer ist. Würde man diese Rolle abrollen, käme man je nach Flächengewicht des Kartons auf eine Länge von bis zu 18 Kilometern. Wir nehmen zwei dieser Rollen, die im Fachjargon Tambour heißen, und kleben sie mit schwarzem oder blauem Klebstoff zusammen.

Das erklärt, warum der Karton nur von einer Seite gestrichen ist. Könnte man nicht eine beidseitig gestrichene Schicht herstellen, die dick genug ist?

Theoretisch könnte man das. Allerdings bringt uns der Kleber einen wichtigen Aspekt, nämlich die Opazität. Das bedeutet, dass ich eine bedruckte Karte mit der Rückseite zu meinen Augen gegen das Licht halten aber ihren Wert auf der Vorderseite nicht erkennen kann. Ohne den schwarz oder blau eingefärbten Klebstoff wäre das möglich.

Wird dann die große Rolle verschickt?

Nein, wir verschicken inzwischen nur noch wenige Rollen. Meistens wird die Ware in das Format geschnitten, dass der Kunde braucht. Dafür kommen die Rollen in den Sortierquerschneider, wo sie entsprechend den Kundenwünschen zu großen Bögen geschnitten werden. Die Formate unterschieden sich hierbei von Kunde zu Kunde. Das hat damit zu tun, dass auf der Welt die fertigen Spielkarten nicht immer die gleiche Größe haben und auch die Kartenanzahl der Spiele unterschiedlich ist. Auf einem fertig gedruckten Bogen befindet sich immer ein komplettes Kartenspiel.

Sie haben die Opazität angesprochen. Bei der Qualität für die Casinos der Welt spielt es sicherlich auch eine Rolle, dass der Karton immer gleich aussieht, oder?

Das stimmt. Das Papier muss höchste Reinheit haben. Es darf kein Schmutzkörnchen dabei sein, keine Abdrücke von irgendetwas dürfen zu sehen sein. Jede Unreinheit birgt die Gefahr, dass im Casino die Karte als gezinkt gilt. Und da geht es dann um sehr viel Geld oder, wenn wir den Hollywood-Streifen glauben, um Leben und Tod. Allerdings können wir sicher sein, dass das mit unserem Spielkartenkarton nicht passiert.


A.Welle

Zur Person

„Wenn ich meine Karriere hätte planen müssen, wäre diese bestimmt niemals so verlaufen wie ich das erleben durfte“, sagt Andreas Welle über sich selbst.

Mit 15 Jahren hat er bei Koehler seine Ausbildung als Papiertechnologe begonnen. Inzwischen ist der sympathische 51-Jährige Produktionsleiter und verantwortet die Fertigung des Spitzenprodukts Spielkartenkarton bei Koehler in Oberkirch.

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